Zunächst wurde durch die Gründungsväter des Vereins „Die Naturfreunde“ im Jahre 1895 der Wahlspruch „Hand in Hand durch Berg und Land“ gewählt. Er manifestierte den politischen Anspruch der NaturFreunde auf Freizeit und Erholung zu einer Zeit, wo der Zehn-Stunden-Tag die Ausnahme war, samstags gearbeitet wurde, es keinen gesetzlichen Urlaub gab und die Eigentumsrechte jede Nutzung von Wald und Bergland für Erholungszwecke ausschlossen. Der Gründungsgedanke – den „Alten“ hinlänglich bekannt – war, den arbeitenden Menschen zu zeigen, dass es noch etwas anderes gibt als die sehr knapp bemessene Freizeit in dunklen Kneipen zu verbringen.
Die NaturFreunde veranstalteten Bildungsabende, gründeten schon 1897 eine naturwissenschaftliche Gruppe und waren die ersten, die „Laternenbildervorträge“ mit der „Laterna Magica“ veranstalteten. Und durch diese Lichtbilder wurde den meisten zum ersten Mal die faszinierende Bergwelt näher gebracht.
Bei sonntäglichen Wanderungen stieß man schon an viele Grenzen. Das hatte etwas damit zu tun, dass man als Minderbemittelter und somit Ungebildeter zu den damals schon vielen Alpenvereinshütten keinen Zutritt hatte.
In den akademischen Kreisen war man entsetzt darüber, dass diese „Habenichtse“ sich erdreisteten im Jahr 1907 auf dem Padasterjoch in den Stubaier Alpen ihr erstes NaturFreunde-Haus zu errichten. Man konnte nun auch als NaturFreund ohne im Freien übernachten zu müssen, einige Gipfel ersteigen.
Der Kampf um das freie Wegerecht wurde ab dieser Zeit mit Vehemenz geführt und der Gruß „Berg frei“ war damals ein Ruf und der „Berg“ in dem Gruß war meiner Meinung nach symbolisch für die versperrte Natur zu sehen. Bei Begegnungen auf den Gipfeln hat man „bekenntnisschwer“ mit „Berg frei“ (NaturFreunde) gegen „Berg Heil“ (Alpenverein) gegrüßt.
Heute spielt „Gott“ in der Grußformel die größte Rolle, wird aber zunehmend mit einem „Servus“ oder „Griaß di“ abgelöst und neuerdings hat das „Hallo“ die gesamte Alpenregion schon erreicht.
Das Dritte Reich hat in beiden Vereinen seine Spuren hinterlassen. Die einen wurden kurzer Hand verboten und die anderen hatten ihren „Arierparagraphen“. Die Alpenvereine haben still und konsequent die dunklen Teile ihrer Geschichte abgearbeitet und erinnern dankbar auch an die Gründer aus dem jüdischen Bürgertum. Das politische Klima nach dem Zweiten Weltkrieg prägte auch die Freizeitwelt beider Organisationen. Die ehemaligen Gegenbewegungen der Arbeiterkultur wurden als gleichwertig anerkannt und in die heutige politische und kulturelle Landschaft integriert.
Heute leisten in beiden Vereinen tausende Naturbegeisterte freiwillige Arbeit. Unsere Welt wäre ärmer gäbe es nicht uns „Narren“ – Pardon: „Idealisten“. Beide Vereine haben viele gleiche Ziele z.B. in Sachen Naturschutz. Ich bin gerne in beiden Vereinen, aber meinen Wurzeln entsprechend neige ich zum Demokratischen Sozialismus (in der Präambel der Satzung verankert) und grüße mit „Berg frei“, wenn ich mich zu Gleichgesinnten geselle.
Noch im Jahre 1971 verabschiedeten die NaturFreunde ein Aktionsprogramm, in welchem einer von vier Schwerpunkten „Freier Zugang zum Erholungsraum Wald und Seeufer“ war. Inzwischen gibt es Stimmen bei den Waldbesitzern, für den Zutritt in die Wälder Eintritt zu verlangen.
Unser Gruß „Berg frei“ hat also noch immer seine Berechtigung und darf nie vergessen werden!
von Lothar Häusler